Brauchen Männer und Frauen unter­schied­liche Prävention und Gesundheitsförderung?

Frau Profes­sorin Dr. Kolip im Interview

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08.03.2023

Die Profes­sorin für Prävention und Gesund­heits­för­derung Frau Prof. Dr. Kolip hat für uns erklärt, was es aus Ihrer Sicht eigentlich bedeutet Gesund­heits­för­derung anspre­chend zu kommu­ni­zieren. Kommu­ni­kation sei sehr wichtig, um die Menschen zu einem gesund­heits­för­der­li­cheren Verhalten zu bewegen. Gesund­heits­för­derung neige zu häufig dazu mit Wissens­ver­mittlung Verän­derung anstoßen zu wollen. Laut Frau Prof. Dr. Kolip sei das aller­dings nicht der richtige Ansatz.

„Also ich glaube, dass wir an vielen Punkten zu einfach argumen­tieren und zu wenig beachten. Oder wir kommen oft mit unseren Konzepten, die mit Wissens­ver­mittlung zu tun haben. Und ich glaube, dass das nicht funktio­niert, wenn man nicht weiß, was für Motive dahin­ter­stehen.“ (Prof. Dr. Kolip)

Grund­sätzlich habe erstmal jedes Verhalten, auch gesund­heits­schäd­liches, einen Sinn. Zugehö­rigkeit zum Beispiel, sei ein häufiges Argument für die Beibe­haltung des gesund­heits­schä­di­genden Verhaltens. Gesund­heits­för­derung ginge aber weiter. Es brauche Alter­na­tiven, und Rahmen­be­din­gungen, die es erleichtern gesund­heits­för­derlich zu leben. Es stellt sich also die Frage „Was braucht der Einzelne, um gesunde Entschei­dungen in seinem Leben zu treffen?“

So zitiert Frau Prof. Dr. Kolip eine schwangere Frau: „Wenn ich jetzt anfange zu sagen, ich rauche nicht mehr oder die womöglich bitte zu sagen, raucht ihr auch nicht, dann bin ich draußen aus der Gruppe und dann bin ich ganz alleine“

Ihr Fazit daraus lautet, dass an vielen Punkten zu einfach argumen­tiert würde und zu wenig beobachtet. Dass die Gesund­heits­wis­sen­schaft Konzepte entwi­ckele und unter­breite, die mit Wissens­ver­mittlung zu tun haben, davon geht die Profes­sorin für Prävention und Gesund­heits­för­derung aus. „Und ich glaube, dass das nicht funktio­niert, wenn man nicht weiß, was für Motive dahin­ter­stehen.“ (Prof. Dr. Kolip)

Prävention für Männer müsse also funktio­naler kommu­ni­ziert werden, zumindest wenn man sich auf die Geschlech­ter­ste­reo­typen fokus­siere. Die Lebens­er­wartung von Männern sei geringer, weil Männer auch heute noch oft die Empfindung haben, sich als „richtiger Mann“ beweisen zu müssen und so zu riskan­terem und gesund­heits­schäd­li­cherem Verhalten neigen. Chancen werden also vor Allem darin gesehen, den Unter­schied in der Lebens­er­wartung zwischen Männern und Frauen zu verringern.

„Für die Ansprache finde ich wichtig, grund­sätzlich in der Gesund­heits­för­derung zu fragen: Wo holt man denn die Menschen ab?“ (Prof. Dr. Kolip)

Das Verständnis von Prävention beschreibt Frau Prof. Dr. Kolip auch als Erweitern des Horizonts: Bei Frauen kann das sein, an das körper­liche Limit zu gehen, Kraft zu erfahren, bei Männern wäre das eher auf den eigenen Körper zu achten, zur Ruhe zu kommen. Das ist für Männer oft nicht so attraktiv für die Erwei­terung des männlichen Selbstverständnisses.

Männer und Frauen brauchen nach Frau Prof. Dr. Kolip somit vor allem andere Ansprachen. Die Kommu­ni­kation, wie die Wissen­schaft und die Seite der Gesund­heits­för­derung an die Menschen heran­treten, wo sie sie abholen und welche Rahmen­be­din­gungen für ein gesund­heits­för­der­liches Verhalten geschaffen werden, all das erhöht die Erfolgswahrscheinlichkeit.

Hören Sie sich das ganze Interview jetzt an und teilen Sie uns gerne mit, wie Sie das Interview fanden und welche Kommu­ni­ka­ti­onswege Sie in Zukunft mehr nutzen möchten.

Hinweis: Das Interview ist im Rahmen unseres portALO Podcasts entstanden. portALO ist unsere digitale Plattform für Gesund­heits­för­derung im Rahmen des Programms „teamw()rk“ und wird von den Projekt­stand­orten in NRW genutzt

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