Gesund­heits­för­derung digital – eine positive Folge der Pandemie?

Alina Büyükdag Projekt­mit­ar­bei­terin arbeits­markt­in­te­grative Gesundheitsförderung

Alina Büyükdag

blauer Farbstrich

Das Modell­projekt „Verzahnung von Arbeits- und Gesund­heits­för­derung in der kommu­nalen Lebenswelt“ hat im Laufe der Corona-Pandemie verschiedene digitale Gesund­heits­an­gebote für arbeitslose Menschen umgesetzt. Über die Erfah­rungen des Geschäfts­be­reichs Arbeits­markt­in­te­grative Gesund­heits­för­derung der Team Gesundheit GmbH und die Erkennt­nisse von Befra­gungen der Teilneh­menden wird in diesem Artikel berichtet.

01.06.2023

Zahlreiche Studien bestä­tigten, dass arbeitslose Menschen oftmals physisch, psychisch und sozial schlechter gestellt sind als Erwerbs­tätige [1, 2, 3]. Bei arbeits­losen Menschen zeigen sich beispiel­weise häufig ein weniger guter oder gar schlechter Gesund­heits­zu­stand und damit verbundene gesund­heit­liche Einschrän­kungen [4]. Diese Erkennt­nisse weisen auf einen deutlichen Präven­ti­ons­bedarf hin [5]. In den letzten zwei Jahren bestimmte die Corona-Pandemie das gesamte Leben und damit auch die Situation auf dem Arbeits­markt und von arbeits­losen Menschen.

Das Modell­projekt „Verzahnung von Arbeits- und Gesund­heits­för­derung in der kommu­nalen Lebenswelt“ hat zum Ziel, die gesund­heit­liche Lage von arbeits­losen Menschen zu verbessern – auch während der Pandemie. In einem voran­ge­gan­genen Artikel  wurde die Vorge­hens­weise im Modell­projekt zur Verzahnung von Arbeits- und Gesund­heits­för­derung in NRW während der Pandemie vorge­stellt (u. a. die Entstehung der digitalen Plattform portALO und die Etablierung verschie­dener digitaler Angebote) [6] und sehr ausführlich auf Grund­lagen des Handlungs­feldes einge­gangen (Zusam­men­hänge von Arbeits­lo­sigkeit und Gesundheit, gesund­heit­liche Lage von arbeits­losen Menschen). Zudem wurden erste Einblicke in deren Situation während der Pandemie gegeben. 

Anknüpfend an diesen Artikel, werden nun Ergeb­nisse aus mehreren online-Befra­gungen des Geschäfts­be­reichs Arbeits­markt­in­te­grative Gesund­heits­för­derung der Team Gesundheit GmbH, zu den durch­ge­führten digitalen Gesund­heits­an­ge­boten zusam­men­ge­fasst und reflek­tiert. Im Folgenden werden die Ergeb­nisse von zwei Befra­gungen darlegen, wie die Erfah­rungen und Wünsche von Arbeits­losen während der Corona-Pandemie mit digitalen Angeboten aussehen. Ergeb­nisse einer dritten Befragung lassen einen Vergleich zur Situation von vor der Corona-Pandemie zu.

Online-Befra­gungen zu den digitalen Angeboten 

In einer Online-Befragung vom 12.02.2021 bis 20.01.2022 zu den angebo­tenen Live-Workshops auf portALO wurden arbeitslose Menschen befragt. Die befragten Personen hatten innerhalb der Live-Workshops Zugang zu einem Umfrage-Link und wurden gebeten, diesen anzuklicken und den Frage­bogen auszu­füllen. Insgesamt wurden 59 Feedback­bögen vollständig ausge­füllt. 40 Frauen und 19 Männer haben teilge­nommen, davon waren 37 Single, 2 allein­er­ziehend, 10 in einer Partner­schaft und 9 in einer Partner­schaft mit Kindern. Von den 59 teilneh­menden Personen haben 44 bereits an mehreren Angeboten teilge­nommen und 14 nur an einem Workshop.

Die Befra­gungs­er­geb­nisse zeigen deutlich, dass die Teilneh­menden insgesamt zufrieden mit der Art und Weise der digitalen Angebote sind (Tabelle 1).

Die meisten Befragten haben Gefallen an den Online-Angeboten und kommen mit der Technik gut zurecht. Die passende Tageszeit für die Angebote sehen die meisten im Vormit­tags­be­reich (48 Personen). Die Ergeb­nisse zur präfe­rierten Tageszeit kann eine kleine Online-Abstimmung vom 13.10.2021 bis zum 02.03.2022 innerhalb der Live-Workshops bestä­tigen. Die meisten Befragten dieser Befragung gaben an, dass Sie am liebsten dienstags und donnerstags einen Live-Workshop besuchen und ihnen am besten der Vormit­tags­be­reich von 10 bis 11 Uhr passt. Darüber hinaus inter­es­sieren sich die Befragten während der Corona-Pandemie am stärksten für den Themen­schwer­punkt psychische Gesundheit. Weiterhin zeigen sie ebenfalls Inter­essen für die Bereiche Ernährung, Bewegung und Entspannung. Am wenigsten inter­es­sieren sich die Befragten für den Bereich Sucht und Stressmanagement.

Eine weitere Umfrage erfolgte vor der Corona-Pandemie, von September 2018 bis Februar 2019, mittels einer Postkar­ten­ver­teilung, die über die Jobcenter an die Arbeits­losen als Zielgruppe verteilt wurden. Die Zielper­sonen konnten durch das Scannen des QR-Codes auf der Postkarte an der Befragung teilnehmen. In dieser Umfrage gaben die Teilneh­menden (n=138) vermehrt an, Interesse an den Gesund­heits­themen Sport/Bewegung/Fitness, gesunde Ernährung und Fitness zu haben. Stress­be­wäl­tigung befand sich eher im unteren Bereich, wie auch bei der Umfrage während der Corona-Pandemie zeigte. Die Seelische Gesundheit stand als inter­es­sie­rendes Gesund­heits­thema vor der Pandemie an fünfter Stelle. Während der Corona-Pandemie verzeichnet das Themenfeld psychische Gesundheit jedoch sehr großes Interesse der Teilnehmenden.

Diskussion der Ergeb­nisse und Schlussfolgerungen 

Die Ergeb­nisse der Online-Befragung zu den Live-Workshops auf portALO zeigen insgesamt ein Gefallen an und eine Zufrie­denheit mit den Online-Angeboten. Mit der Technik sind die meisten gut zurecht­ge­kommen. Die Tage, an denen die Live-Module zum größten Teil bereits statt­fanden, wurden als beliebte Tages- und Uhrzeiten ausge­wählt. Jedoch ist zu überlegen, inwieweit hier eine Verzerrung der Antworten bestehen könnte. Die befragten Personen nahmen direkt nach den Online-Angeboten an der Befragung teil. Das bedeutet, dass sich diese ohnehin bereits mit der Technik auskennen und die Tages- und Uhrzeit bevor­zugen, an denen sie gerade teilnehmen. An dieser Stelle wäre es vermutlich sinnvoller Personen zu befragen, die nicht bereits an den Online-Angeboten teilnehmen. Außerdem kann in Betracht gezogen werden Personen zu befragen, die an Angeboten vor Ort teilnehmen. So könnten Personen erreicht werden, die (eventuell) noch nicht auf portALO regis­triert sind, und es könnten die Gründe dafür heraus­ge­funden werden. Diesbe­züglich haben wir den Eindruck, dass wir im Vergleich zu Präsen­z­an­ge­boten andere arbeitslose Menschen erreichen. Außerdem erreichen wir mit den digitalen Angeboten vermehrt Frauen.

Ausblick

Die Ergeb­nisse der Befra­gungen identi­fi­zieren zielgrup­pen­spe­zi­fi­schen digitalen Gestal­tungs­bedarf. Hier können wir ansetzen, um zukünftig möglichst noch effizi­entere Online-Angebote umzusetzen und die Zielgruppe bestmöglich anzusprechen und zu erreichen. Insgesamt lässt sich hieraus ein möglicher Bedarf nach quali­tativ höher­wer­tigen, neueren Inhalten und zielgrup­pen­spe­zi­fi­scheren Themen ableiten. Ein beson­deres Interesse besteht nach Umset­zungen im Bereich der psychi­schen Gesundheit. Darüber hinaus sollten zukünftig Angebote im Vormit­tags­be­reich statt­finden und die Tage Dienstag, Mittwoch und Donnerstag bevorzugt werden. Insgesamt sind die digitalen Erfah­rungen unserer­seits positiv zu bewerten, eine Zufrie­denheit der Teilneh­menden war deutlich zu erkennen.

  1. Grobe, T & Schwartz, F. W. (2003). Gesund­heits­be­richt­erstattung des Bundes. Arbeits­lo­sigkeit und Gesundheit. Bundes­ge­sund­heits­blatt Heft 13. Berlin: Robert Koch-Institut (Hrsg.).
  2. Kroll, L. E., & Lampert, T. (2012). Arbeits­lo­sigkeit, prekäre Beschäf­tigung und Gesundheit. GBE kompakt 3(1). Berlin: Robert Koch-Institut (Hrsg.). Online verfügbar unter https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsK/2012_1_Arbeitslosigkeit_Gesundheit.pdf?__blob=publicationFile (04.03.2022).
  3. Kroll, L. E., Müters, S. & Lampert, T. (2016). Arbeits­lo­sigkeit und ihre Auswir­kungen auf die Gesundheit. Ein Überblick zum Forschungs­stand und zu aktuellen Daten der Studien GEDA 2010 und GEDA 2012. Bundes­ge­sund­heits­blatt, 59, S. 228–237. DOI 10.1007/s00103-015‑2282‑7.
  4. Holle­derer, A. & Voigt­länder, S. (2016). Die Gesundheit von Arbeits­losen und die Effekte auf die Arbeits­markt­in­te­gration Ergeb­nisse im Panel Arbeits­markt und soziale Sicherung (PASS), Erhebungs­wellen 3 bis 7 (2008/09–2013). Bundes­ge­sund­heits­blatt, 59, S. 652–662. DOI 10.1007/s00103-016‑2341‑8
  5. Holle­derer, A. (2021). Gesund­heits­för­derung und Arbeits­lo­sigkeit. Online verfügbar unter https://leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/gesundheitsfoerderung-und-arbeitslosigkeit/ (27.04.2022).
  6. Kappe, L. (2021). Arbeits­lo­sigkeit und Gesundheit in der Pandemie. Online verfügbar unter https://www.gesundheitliche-chancengleichheit.de/service/meldungen/arbeitslosigkeit-und-gesundheit-in-der-pandemie/ (10.08.2022).

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